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Koste es, was es wolle?!

Koste es, was es wolle?! von Claudia Astner und Sabine Helmberger Bild:ÖLI-UG
Koste es, was es wolle?! von Claudia Astner und Sabine Helmberger Bild:ÖLI-UG

Von Claudia Astner und Sabine Helmberger
 
… hieß es während der Pandemie. Den vollmundigen Ansagen des Finanzministers und des Bundeskanzlers wurde Folge geleistet. Nach dem Gießkannenprinzip wurde Unternehmen großzügig unter die Arme gegriffen. Sie konnten sich kaum erwehren.
Bei den Bildungseinrichtungen und damit bei den Kindern und Jugendlichen ist es seit Jahren anders. „Das Geld ist nicht da“, hören wir gebetsmühlenartig. Der Anteil des BIP, der für Bildung ausgegeben wird, sinkt seit Jahren. Oft geht es stärker um Politik und Machterhalt, als um die Interessen der Schüler*innen. Den Höhepunkt dieses absurden Schauspiels erlebten kurz vor Schulschluss die Pflichtschul-Lehrer*innen in Wien. Der Machtkampf zwischen dem NEOS-Bildungsstadtrat und dem Dominator SPÖ wird auf dem Rücken der jungen Generation ausgetragen. Schulen, die sich durch innovative Strukturen auszeichneten, wurden abgestraft. Wie eine Ohrfeige muss es für jene Lehrer*innen und Schulleitungen sein, die engagiert Bedingungen an ihren Schulen schufen, die der Heterogenität der Klassen Rechnung getragen haben und sich nun Dank der pseudotransparenten Mittelverteilungen und des unterdotierten Budgets Kürzungen hinnehmen müssen.

Schön und gut, wenn die verantwortlichen Politiker am Bürotisch schnell mal aus zwei Klassen eine machen. Wenn in Inklusiven Klassen 25 Schüler*innen sitzen. Bis zu 8 davon mit unterschiedlich schweren Beeinträchtigungen. Da sind sozial oder emotional belastete Kinder und Jugendliche nicht mitgezählt. Wenn kein*e Lehrer*in Angst vor Kündigung haben muss, Lehrer*innen gibt es tendenziell ohnehin zu wenige. Wenn sich lediglich der Dienstort, vielleicht auch der Schultyp ändern kann. Am Bürotisch sieht das eigentlich ganz einfach aus. Blöd nur, dass die am Reißbrett entworfenen Szenarien in der Realität anders aussehen. In der Realität handelt es sich bei diesen Rechenspielchen um Menschen, denen qualitativ hochwertige Bildung verunmöglicht wird, nicht um eine Anzahl Kinderköpfe, die ein Äquivalent an Lehrer*innenköpfen bedingt.
Da gibt es Klassen, die ihre Lehrperson verlieren - zu wenig Ressourcen am Schulstandort, Mitteilung erfolgt zwei Wochen vor Schulschluss. Da gibt es vollständig ausgearbeitete Projekte, denen monatelange, intensive Planungen vorausgingen - keine Ressourcen da, Durchführung gestrichen, Mitteilung erfolgt zwei Wochen vor Schulschluss. Da gibt es mobile Lehrer*innen für emotional- sozial belastete Kinder und Jugendliche, die gerade in dieser schwierigen Zeit an den Schulstandorten mehr denn je gebraucht werden – Ressourcen gekürzt, Mitteilung zwei Wochen vor Schulschluss.


Und dann gibt es verantwortliche Bildungspolitiker,

  • die von einer 50:50 Aufteilung zwischen Gewinner- und Verliererschulen sprechen – sieht so gerechte, transparente Bildungspolitik aus?
  • die, nachdem auch viele Eltern diese verantwortungslosen Kürzungen nicht hinnehmen wollen, minimale Rücknahmen versprechen und hoffen, damit sei alles wieder gut -  gar nichts ist gut!
  • die für über 400 Schulen 100 neue Dienstposten zusagen, also im Schnitt nicht einmal 5 Stunden/ Schule – was ist mit den Schulen, denen über 100 Stunden weggenommen wurden?
  • die 1 Million € in Privatschulen investieren wollen, während das öffentliche System nahe am Abgrund steht – sieht so Bildungsgerechtigkeit aus?
  • die den Lehrer*innen von Deutschförderklassen dann im September mitteilen werden, ob sie ihre Stunden noch haben – so geht verantwortlicher Umgang mit Dienstnehmer*innen?
  • die von einer transparenten Vergabe sprechen und dann meinen, es sei logisch, dass Gewinnerschulen sich nicht offen deklarieren – könnte bitte jemand den Begriff „Transparenz“ definieren?

 

Wer „allen Kindern die Flügel heben will“, darf sie ihnen nicht schon beim ersten Flugversuch stutzen. Und schon gar nicht nach 16 Monaten Pandemie!

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